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Lieber Leser,

Bereits vor einiger Zeit bekamen wir besuch von Jan Kofahl, einem jungen Experten in der Ameisenhaltung und begeistertem Ameisenhalter. Er schrieb einen kleinen Text über Ameisenhaltung und was bei der Überlegung Ameisen zu hause zu halten bedacht werden muss für unsere Webseite. Hier ist sein Text, vielleicht inspiriert er ja den ein oder anderen Leser seine eigene kleine Ameisenkolonie zu Hause oder an seinem Institut zu gründen!

Hausameise mal anders: Die Ameise als Haustier in den eigenen vier Wänden. Vom Reiz der kleinen Sechsbeiner und ihrer Vermehrung im eigenen Terrarium.

Ob in der Luftfahrt oder in der Malerei, überall finden sich Amateure, die sich für Themen begeistern lassen, an denen üblicher Weise Profis arbeiten. Auch die Myrmekologie bildet hier keine Ausnahme.
In privaten Halter-Foren tauschen sich die Hobby-Myrmekologen auf der ganzen Welt untereinander aus. Eine der größten Wissensplattformen hierfür bietet das deutschsprachige www.ameisenforum.de. Auf dieser Seite werden Informationen zur Ernährung der verschiedenen Ameisenarten, zu den Haltungsparametern wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur, sowie allgemeine Empfehlungen und Tipps geboten.
Das Hauptziel der meisten Halter ist es, die gehaltene Kolonie auf eine möglichst hohe Arbeiterinnenzahl zu bringen. Anderen geht es darum, die Schützlinge bei der täglichen Futtersuche oder bei der Brutpflege zu beobachten. Durch die große Zahl an Ameisenarten und die Vielfalt ihrer verschiedenen Überlebensstrategien, ist jedem Interessierten etwas geboten.
Beim Einstieg in dieses interessante, heute noch etwas ungewöhnliche Hobby, sollten einige Dinge beachtet werden:

Bei der Artenwahl kann diese umfangreiche Zusammenstellung der Eigenschaften verschiedener Arten überaus hilfreich sein: www.ameisenforum.de/artbeschreibungen-steckbriefe/

Ist die richtige Art für den Einstieg gefunden, geht es an die Informationssuche. Hilfreiche Seiten hierfür sind www.ameisenhaltung.de ; www.ameisenwiki.de ; www.ameisencafe.de ; www.ameisenforum.de sowie das englischsprachige Forum www.antfarm.yuku.com

Sagt einem auch nach dieser Informationssuche die gewählte Ameisenart weiterhin zu, so kann man sich daran machen, eine Bezugsquelle ausfindig zu machen und mit der Gestaltung ihres zukünftigen Heimes zu beginnen. Ein großes Angebot an Ameisen-Zubehör und -Kolonien bieten mittlerweile diverse (Online-)Shops in Deutschland, Frankreich, China und Taiwan. Vereinzelt auch in den USA und Japan. Neben diesen kommerziellen Anbietern finden sich auch auf den verschiedenen Informationsseiten und Foren Plattformen zum privaten Austausch von Ameisen. Der große Vorteil einheimischer Arten ist die leichte Verfügbarkeit von Königinnen nach ihrem Schwarmflug.

Bei der Einrichtung des Formikariums - also des Terrariums für Ameisen - ist vor allem darauf zu achten, sich möglichst genau an die Bedingungen zu halten, welche die Art auch in ihrem Herkunftsland unter natürlichen Bedingungen vorfindet.
Um Einblick ins Nest zu gewährleisten, bietet sich ein sogenanntes Beobachtungsnest an. Es gibt verschiedene Varianten von Beobachtungsnestern. Zum einen sind dies die allseits bekannten Ameisenfarmen (zwei dünne Glasscheiben, in deren Zwischenraum sich Erde zum Graben der Gänge befinden), zum anderen können es auch Nester aus einer modellierbaren Masse sein, in die sich Gänge formen lassen und welche Wasser speichert. Für diesen Zweck bieten sich Porenbeton (Ytong), sowie Gips an. Beim sogenannten Ytongnest werden mit einem harten Gegenstand Gänge und Kammern in das Material gearbeitet oder gefräst. Das Ytongnest sollte, wenn es bewohnt ist, in Wasser stehen, um den Ameisen Feuchtigkeit zu bieten.
Das Gipsnest ist ähnlich dem Ytong ein für die Ameisen vorgefertigtes Nest. Es wird zunächst ein Negativ des Gang-Systems hergestellt, auf welches später der flüssige Gips gegossen wird. Nach dem Aushärten wird das Negativ entfernt und das Gangsystem ist bezugsfertig für die Ameisen. In beiden Fällen wird nach der Fertigstellung eine Sichtscheibe angebracht, um später das Nest-Innenleben beobachten zu können.

Der Auslauf der Ameisen - häufig Arena genannt - in dem Futter angeboten wird, kann gestaltet werden, wie es der Halter vorzieht. Naturnah, mit Pflanzen und vielen Versteckmöglichkeiten - oder steril: eine mit Gips ausgegossene Glas- oder Kunststoffbox beispielsweise.
Ähnlich einem Aquarium, kann auch ein Formikarium bei entsprechender Einrichtung eine Bereicherung für das heimische Wohn- und Arbeitszimmer sein. Mit vielen tropischen Pflanzen, einem Wasserlauf und dazwischen wuselnden Ameisen ist es in jedem Fall ein Blickfang für jeden Besucher.
Wer sich bisher nur mit genadelten Exemplaren beschäftigt hat, kann sich mit einem Formikarium lebende Ameisen ins Haus holen - ohne sie in der Küche spazieren zu lassen.

Ob man selbst an der Ameisenhaltung Interesse hat oder ob man an den Blog-ähnlichen Haltungsberichten in den Foren interessiert ist, in jedem Fall sind die verschiedenen Seiten einen Blick wert.

Jan Kofahl