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"Knock down"- Insektizidbegasung als eine Methode zur Untersuchung arborealer Ameisengesellschaften in tropischen Tieflandregenwäldern Borneos , (PDF, Englisch)

von Andreas Floren, Universität Würzburg
1991 begannen wir mit den Untersuchungen zur Diversität, Struktur und Dynamik arborealer Arthropodengemeinschaften in den südost-asiatischen Regenwäldern. Von Beginn an waren arboreale Formicinen im Fokus unserer Analysen. Wie sich herausstellte, konnten Ameisen sehr effizient durch Baumkronenbenebelungen gesammelt werden. Für die Beneblungen verwendeten wir als Insektizid nur natürliches Pyrethrum, gelöst in hoch-raffiniertem Weißöl, das als Trägersubstanz diente. Diese Mixtur wirkt sehr spezifisch auf Kerbtiere, wird photochemisch innerhalb weniger Stunden abgebaut und hinterlässt keine Rückstände in den Bäumen (Floren and Linsenmair 1997). Die Beneblungen wurden hauptsächlich an kleineren Bäumen des unteren Kronenstratums durchgeführt (mittler Höhe 24 m, Kronendurchmesser 8 m), die so beinahe vollständig und baumspezifisch besammelt werden konnten (Abb. 1).
Die meisten der untersuchten Bäume waren Euphorbiaceen der Gattung Aporusa (A. lagenocarpa und A. subcaudata). Mit allen Wiederbeneblungen, die nach verschiedener Zeitdauer erfolgten, wurden im Primärwald insgesamt 79 Benebelungen durchgeführt. Um die durch anthropogene Störungen hervorgerufenen Änderungen der baumlebenden Arthropodengemeinschaften zu untersuchen, wurden weitere 89 Benebelungen in Sekundärwäldern durchgeführt, die sich im Alter und im Grad ihrer Isolation von den Primärwäldern unterschieden.

Abb. 1 Baumkronenbenebelungen sind eine geeignete Methode zur Bearbeitung der riesigen Diversität der tropischen Arthropodenfauna. Dieses Bild zeigt die Benebelung eines Aphorusabaumes durch das Team von Andreas Floren. Der Nebel wird durch das Weißöl verursacht, das die Trägersubstanz eines Insektizides darstellt, und wird innerhalb des Baumes in einer Höhe von 15 m ausgebracht. Ein Stoffdach, das von Kletterern oberhalb des Baumes installiert wurde, verhindert, dass Insekten aus höheren Strata in die Proben gelangen (der Dipterocarpaceen- Regenwald in Borneo erreicht eine Höhe von bis zu 60 m).


Unsere Ergebnisse zeigen, daß Ameisen das am weitverbreiteste Taxa in den Bäumen darstellen, aber daß sie eine nur moderate Diversität aufweisen. Bisher wurden 153.504 Ameisenindividuen gesammelt und 331 Arten identifiziert. Die Ameisen nisten in den Bäumen und formen langlebige, spezifische Gemeinschaften. Um die Effektivität der Baumkronenbenebelungen zu überprüfen und die Qualität unserer Daten zu belegen, wurden die Ameisennester im Kronendach kartiert. Dazu wurden Thunfischköder im Kronendach platziert, die von den Ameisen stark besammelt wurden. Die zum Nest zurückkehrenden Ameisen konnten leicht verfolgt werden. Die Nestkartierung bestätigte, dass die Arten-Abundanzverteilung der Ameisenarten durch die Benebelung gut erhoben werden konnte (Floren and Linsenmair 2000). Das bedeutet, daß Benebelungsdaten ein realistisches Bild der Struktur der Ameisengemeinschaften ergeben. Unsere Analyse ergab, dass die Ameisengemeinschaften des Primärwaldes keine Unterschiede zu zufällig zusammengestellten Gemeinschaften aufwiesen, während die Gemeinschaften der gestörten Wälder vorhersehbare, deterministische Strukturen zeigten ( Floren et al. 2001). Zudem sank die Diversität der Ameisen signifikant in den gestörten Wäldern, wo nur ca. 10 % der Artzahlen aus dem Primärwald erreicht wurden (Floren and Linsenmair in press). Dies zeigt, dass anthropogene Störungen zu hohen Aussterberaten führen und die Zusammensetzung der Ameisengemeinschaften, wie auch die Dynamik des ganzen Ökosystemes ändern können.
Literature
  • Floren A and Linsenmair KE (1997) Diversity and recolonisation dynamics of selected arthropod groups on different tree species in a lowland rain forest in Sabah, Malaysia with special reference to Formicidae. Canopy Arthropods. N. E. Stork, J. A. Adis and R. K. Didham. London, Chapman & Hall: 344-381.
  • Floren A and Linsenmair KE (2000) "Do ant mosaics exist in pristine lowland rain forest?" Oecologia 123: 129-137. PDF
  • Floren A, Freking A, Biehl M and Linsenmair KE (2001) "Anthropogenic disturbance changes the structure of arboreal tropical ant communities." Ecography 24: 547-554. PDF
  • Floren A and Linsenmair KE (in press) "The importance of primary tropical rain forest for species diversity: an investigation using arboreal ants as an example." Ecosystems.
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