Eine Kurzfassung der Lebensgeschichte der Malayischen Riesenwaldameise
Camponotus gigas (
PDF, Englisch)
Martin Pfeiffer, Abteilung für Experimentelle Ökologie, Universität Ulm
Camponotus gigas Latreille 1802 (Untergattung
Dinomyrmex, siehe Abb. 1), ist eine der größten Ameisenarten der Erde und
lebt in den Regenwäldern Südost-Asiens, von Sumatra bis Thailand. Ihr Habitat
umfasst die Sümpfe des Mangrovenwälder genauso wie die Bergregenwälder bis
zu 1500 m über dem Meeresspiegel. Im südlichen Borneo wird sie durch Camponotus
gigas ssp. borneensis ersetzt, eine Unterart mit gelben Beinen (siehe Abb.
2).
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Abb. 1 Austausch von flüssiger Nahrung (Orale Trophallaxis) zwischen
zwei Arbeiterinnen von C. gigas (Photo M.
Pfeiffer, Uni Ulm). |
Abb. 2 Eine Arbeiterin von Camponotus gigas borneensis
aus Sarawak (Photo copyright Prof. Alexander Haas, University of Hamburg). |
C. gigas ist ein bedeutendes Element der Malaysischen Fauna und verschiedene
Wissenschaftler studierten Verhalten, Ökologie und Lebensweise dieser Ameise
(Tho, 1981; Gault, 1987; Chung and Mohamed, 1993; Levy, 1996; Orr and Charles,
1994; Orr et al., 1996, Yamane et al. 1996, Pfeiffer, 1997a,b, 1998, 2000,
2001). Camponotus gigas ist ein " central place forager" mit einer polydomen
Koloniestruktur und C. gigas ist ein bedeutendes Element der Malaysischen
Fauna und verschiedene Wissenschaftler studierten Verhalten, Ökologie und
Lebensweise dieser Ameise (Tho, 1981; Gault, 1987; Chung and Mohamed, 1993;
Levy, 1996; Orr and Charles, 1994; Orr et al., 1996, Yamane et al. 1996, Pfeiffer,
1997a,b, 1998, 2000, 2001). Camponotus gigas ist ein " central place forager"
mit einer polydomen Koloniestruktur und optimiert ihren Sammelerfolg durch
effiziente Kommunikation, ergonomische Optimierung, Arbeitsteilung und effektive
Rekrutierungsstrategien. Eine Unterkaste von spezialisierten Transportarbeiterinnen
trägt die Nahrung von den Nestern an der Peripherie des Territoriums zum zentralen
Nest der Königin (
Pfeiffer
and Linsenmair, 1998). Der asaisonale Hochzeitsflug von C. gigas zeigt
phasenverschobene Reproduktionszyklen und ein circa halbjährlichen Rhythmus
mit einer Periodik von 188 ± 5 Tagen, was auf eine starke endogene Komponente
hindeutet. Das Resultat ist jeweils eine Verschiebung des Reproduktionszyklusses
um wenige Wochen, so dass im Laufe der Jahre der Termin des Hochzeitsfluges
wechselt. Dieses Muster ist nur in den Tropen möglich, wo die Ameisen in einem
mehr oder minder gleichmäßigem Klima leben (
Pfeiffer
and Linsenmair, 1997). Das territoriale Verhalten der Ameisen ist von
lang anhaltenden rituellen Kämpfen spezialisierter Soldatinnen geprägt, die
sich an festgelegten Turnierplätzen treffen (siehe Abb. 3).
Abb. 3 Zwei Riesenameisen verfeindeter Kolonien in einem rituellen Kampf
(Photo M. Pfeiffer, Uni Ulm).
Eine kleine Gruppe von Ameisen trifft sich allnächtlich und kämpft über Stunden
in ritueller Art und Weise ("Boxkampf").Diese permanenten Turniere
können über Monate lang dauern (
Pfeiffer and Linsenmair,
2001). Zwischenartliche Territoriumsgrenzen werden an gut zu verteidigenden
"Brückenpunkten" (Engstellen) verteidigt. (siehe Abb. 4).
Abb. 4 Interspezifische Territoriumsgrenze zwischen Camponotus gigas und
einer unbekannten Camponotus Art Borneos. Eine Soldatin von C. gigas verteidigt
den Stamm eines großen Futterbaumes und hindert die andere Ameisenart am Zugang
zum Kronendach.
Die Koloniestruktur von C. gigas ist sehr veränderlich umd umfasst bei einer
mittlegroßen Kolonie- zwischen 8 und 14 meist unterirdische Nester (Pfeiffer,
1997).
Pfeiffer
and Linsenmair (2000) studierten die Lebensgeschichte von C. gigas im
Detail und fanden folgendes heraus: Die am besten untersuchte Kolonie hatte
ein Territorium von 0,8 ha und eine Bevölkerung von ca. 7000 Arbeiterinnen,
die ungleichmäßig auf durchschnittlich 11 Nester verteilt waren. Die Arbeiterinnen
sind dimorph, Soldatinnen wiegen ca. 372 mg und Arbeiterinnen 135 mg. Die
Kasten unterscheiden sich morphologisch besonders durch das allometrische
Wachstum des Kopfes ( mittlere Kopfbreite zwischen 6.93 mm und 3.56 mm). Das
Sammeln von Nahrung erfolgt meist nachts. Gegen Abend verlassen eine große
Anzahl an Sammlerinnen (zwischen 35 und 2287) die einzelnen Nester innerhalb
kurzer Zeit und strömen in das Kronendach aus.
Im Laufe der Nacht befördern viele Arbeiterinnen Nahrung zwischen dem Kronendach
und dem Nest und alle kehren bei Einbruch der Morgendämmerung in ihr Nest
zurück. Während des Tages ist die Furagiertätigkeit sehr reduziert und auf
eine kleine Gruppe von Arbeiterinnen beschränkt, die den Waldboden absuchen.
Die Sammlerinnen von C. gigas (Abb. 5) tragen hauptsächlich Honigtau ein (90%),
der Rest besteht aus Insektenbeute und Vogelkot (
Pfeiffer and Linsenmair, 2001).
Abb. 5 Arbeiterinnen von C. gigas hüten adulte Flatidae
der Art
Bythopsyrna circulata (Photo M. Pfeiffer,
Uni Ulm).
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